Ebenso könnte man vielleicht die höhere Gartenkunst mit der Musik
vergleichen, und wenigstens ebenso passend, als man die Architektur eine
gefrorne Musik genannt hat, sie eine vegetierende Musik nennen. - Sie hat
auch ihre Symphonien, Adagio's, Allegro's, die das Gemüt durch
unbestimmte und doch gewaltige Gefühle gleich tief ergreifen.
So wie ferner die Natur ihre einzelnen Züge dem
Landschaftsgärtner zu Gebrauch und Auswahl darbietet, so liefert
sie auch der Musik schon ihre Grundtöne; schöne, wie die
menschliche Stimme, den Gesang der Vögel, des Gewitters Donner, das
Brausen des Sturms, des Luftzugs ahndungsvolle Klagetöne - widrige,
als z. B. Heulen, Brüllen, Knarren und Quietschen. Die Instrumente
bringen sie dennoch alle wieder hervor, und wirken nach Umständen,
ohrzerreißend in der Hand des Ungeschickten, entzückend, wenn vom
Künstler in ein geregeltes Ganzes geordnet.
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Hermann Fürst von Pückler-Muskau
Vegetierende Musik
aus:
Hermann Fürst von Pückler-Muskau, Andeutungen über Landschaftsgärtnerei, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988, S. 153
Ludwig Heinrich Hermann Graf von Pückler, geboren am 30. Oktober 1785
auf Schloß Muskau/Oberlausitz, ist am 4. Februar 1871 auf Schloß Branitz
bei Cottbus gestorben.
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