Rolf Langebartels
Internetprojekt Soundbag


 
Klangbeutel Nr. 231
update vom 27. April 2014
Ebenso könnte man vielleicht die höhere Gartenkunst mit der Musik vergleichen, und wenigstens ebenso passend, als man die Architektur eine gefrorne Musik genannt hat, sie eine vegetierende Musik nennen. - Sie hat auch ihre Symphonien, Adagio's, Allegro's, die das Gemüt durch unbestimmte und doch gewaltige Gefühle gleich tief ergreifen.
So wie ferner die Natur ihre einzelnen Züge dem Landschaftsgärtner zu Gebrauch und Auswahl darbietet, so liefert sie auch der Musik schon ihre Grundtöne; schöne, wie die menschliche Stimme, den Gesang der Vögel, des Gewitters Donner, das Brausen des Sturms, des Luftzugs ahndungsvolle Klagetöne - widrige, als z. B. Heulen, Brüllen, Knarren und Quietschen. Die Instrumente bringen sie dennoch alle wieder hervor, und wirken nach Umständen, ohrzerreißend in der Hand des Ungeschickten, entzückend, wenn vom Künstler in ein geregeltes Ganzes geordnet.
Hermann Fürst von Pückler-Muskau
Vegetierende Musik
aus:
Hermann Fürst von Pückler-Muskau, Andeutungen über Landschaftsgärtnerei,
Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988, S. 153
Ludwig Heinrich Hermann Graf von Pückler, geboren am 30. Oktober 1785 auf Schloß Muskau/Oberlausitz, ist am 4. Februar 1871 auf Schloß Branitz bei Cottbus gestorben.
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