Martin Riches

Talking Machine


32 Stimmpfeifen, 4 Windladen, Gebläse und Stahlrahmen, 230 cm hoch

Beim Einstimmen der Pfeifen für eine mechanische Orgel hatte ich bemerkt, daß Pfeifen, die falsch spielten, oft menschenähnliche Laute von sich gaben. Daraufhin fragte ich mich, ob es möglich wäre, spezielle Sprechpfeifen zu bauen und ihnen das Sprechen beizubringen.

Das Ergebnis war die Talking Machine — ein akustischer Sprachsynthesizer. Die Sprachlaute werden wie bei der natürlichen Sprache durch Luftströme und Resonatoren produziert. Die Maschine hat 32 Pfeifen; jede ist ein vereinfachtes Modell des menschlichen Sprechapparates, jede gibt einen anderen Laut von sich. Sie bilden die Hohlräume nach, die in Mund, Nase und Hals während des Sprechens entstehen. Die Pfeifen sind nach Röntgenphotos gebaut, die von einer sprechenden Person gemacht worden sind. Mit anderen Worten: Die E-Pfeife reproduziert die enge Form eines menschlichen Mundes, der E spricht; während die OO-Pfeife so etwas wie kleine OO-förmige Lippen hat. S, F, Sch und ähnliche Laute werden von speziellen Zischpfeifen erzeugt, die Stellungen von Zunge, Zähnen und Lippen imitieren. Die Ventile, die die Luft in die Sprechpfeifen einlassen, werden von einem Computer gesteuert.


Martin Riches, Zeichnung der Sprechpfeifen
Die 32 Pfeifen der Talking Machine

Ich versuche, der Maschine die englische Sprache beizubringen — bisher etwa 400 Wörter — und ein paar Wörter in anderen Sprachen. In Japanisch, zum Beispiel, kann sie ein paar Höflichkeiten aussprechen und bis 100 zählen. Sie rezitiert auch einige Gedichte, unter anderem Canzone di Maggio von Giacomo Balla.


Eine längere Version dieses Textes mit Bemerkungen und Hinweisen wurde zuerst in der Zeitschrift   Experimental Musical Instruments   im September 1998 veröffentlicht.

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© Rolf Langebartels, Berlin 2010