Reichweite der Töne
Wundern darf man sich übrigens nicht, weshalb durch die Orte,
Welche dem Auge verwehren den ungehinderten Durchblick, Doch noch die Stimme gelangt und unserem Ohre sich kundgibt; Hört man doch oft ein Gespräch sogar bei verschlossener Türe! Wundre dich nicht! Denn die Bilder vermögen nicht heil wie die Stimme Durch die gewundenen Poren der Gegenstände zu dringen; Sie zerreißen vielmehr, sofern nicht wie etwa beim Glase Gradaus laufen die Poren, wo jede Erscheinung hindurchstreicht.
Außerdem auch zerteilt sich der Schall nach jeglicher Seite,
Da ein Ton aus dem andern entsteht. Sobald er sich bildet, Teilt er sofort sich in viele. So kann man auch sehen beim Feuer, Wie ein Funke davon zerstiebt in unzählige Funken. Also füllt auch der Raum sich mit Tönen, und selbst die verborgnen Hinteren Räume durchdringet der Lärm, durchwogen die Töne.
Bilder hingegen verfolgen, sobald sie erst einmal entsandt sind,
Alle den gradesten Weg. Drum kann auch über den Zaun weg Niemand sehn, wohl aber von außen die Stimmen vernehmen. Doch auch die Stimme erfährt, wenn sie durch die verschlossenen Räume Durchdringt, Dämpfung und kommt nur verworren ins Innre des Ohres, Daß wir mehr ein Geräusch als Worte zu hören vermeinen. |
Lukrez - Titus Lucretius Carus
De rerum natura libri sex, (Von der Natur. Übersetzt von Hermann Diels)
Viertes Buch, Zeilen 595 bis 614, verfaßt in Hexametern
Lukrez lebte ca. 97 bis 55 vor Christi Geburt im antiken Rom.
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Lukrez.
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