Im professionellen und situativen Hören begegnen wir dem Hören
– Zuhören – Verstehen als jener Funktion, die einen Ort schafft,
die historische und gegenwärtige Zeit definiert und damit so etwas
wie Heimat oder Welt begründet. Landschaftliches Hören ist im
gesellschaftlichen Zusammenhang ein multiples Zuhören, ein
Hören in der Mehrzahl, das eine Vielzahl von ortsspezifischen,
unvertauschbaren und existenziellen Kulturtechniken bildet.
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Ist nun Horchen auf die Gesamtheit der klanglichen Umgebung, auf die
Klanglandschaft, als Wurzel allen Zuhörens eine Kulturtechnik? Kann
es das sein angesichts der Vielzahl an Welten, die die lokalen und
individuellen Zuhörweisen schaffen?
Ich behaupte, es ist das. Wir müssen uns am Beispiel der
Klanglandschaft von allen Begriffen eines normierten Zuhörens
befreien, ebenso von einer Auffassung von Kulturtechnik, die, wie bei
Musik und Wort, eine formalisierte Lehre kennt. Hörweisen, die an
die konkrete Existenz gebunden sind, können hoch spezialisiertes
Zuhören sein; dieses ist nicht nur an Ort und Zeit gebunden,
sondern schafft wahrnehmungsmässig und gesellschaftlich Orte und
Zeiten.
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Justin Winkler
Still! Es rauscht die Welt.
Individuelle und gesellschaftliche Orientierung
in der Klanglandschaft der Gegenwart
Die Textpassage ist mit Einverständnis des Autors entnommen aus:
Referat anlässlich "Ganz Ohr", Symposium über das
Zuhören, Kassel, 26. September 1997. In: Zuhören e.V. (ed)
2002, Ganz Ohr – Interdisziplinäre Aspekte des Zuhörens,
53-63. Edition Zuhören, Band 1. Vandenhoeck & Ruprecht,
Göttingen.
Justin Winkler ist Professor am Geographischen Institut der Universität Basel. Das gesamte Referat kann von der
Webseite des Autors
heruntergeladen werden.
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KLANGBEUTEL ist ein Internetprojekt von Rolf Langebartels. Eine Sammlung
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