Rolf Langebartels
Internetproject Soundbag

Das Bemerkenswerte an den Installationen, die in dieser Ausstellung begegnen, ist, wie sich in ihnen das Akustische von dem, was uns als Musik vertraut ist, löst. Wenn Julius eine (hier nicht gezeigte) Installation "Konzert" nennt, so läßt er dem Wort mit der Beifügung "Für eine Wiese" eine neue Bedeutung zukommen. Das auf den ersten Blick naive Verständnis dieses so mit Tradition belegten Terminus deutet auf eine andere Sicht. Konzert, begriffen auch als die soziale Plastik, die gesellschaftliche und materielle Konfiguration, als ein Zusammen von Akustischern, aber auch Räumlichem und Sozialem. Der Blick des Künstlers begreift den Vorgang Konzert als einen Gesamtkomplex, aus dem er die Musik nicht als die Hauptgröße herausabstrahiert. Konzert wird so zu einem Komplex von Überlagerungen und Interferenzen, einem in seinen Hauptmomenten jeweils wechselnden Gebilde.

Musik selber wird nicht mehr getrennt von ihrem Ort vorgestellt. Sie wird nicht mehr als ein abstrakter Tonsatz verstanden, das Vorgeführte ist die Realität, der falsche Ton ist dann nicht mehr ein falscher Ton, sondern einer, der aus dem System fällt, den das Klavier nicht mehr bieten kam. Das zu tiefe "a" ist dann nicht mehr ein defizienter Modus, sondern vielleicht ein "ä". Die abstrakte Vorstellung von Musik wird ersetzt durch den Raum, der von Klängen einem Nebel gleich erfüllt ist. So wie ein Betrachter eine Skulptur dadurch zu fassen sucht, daß er den Standpunkt wechselt, so werden diese Installationen auch erst durch den Ortswechsel des Hörers erfahrbar. Das akustische Material wird mit einer haptischen Qualität begabt.