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Symposien

Der Kunstverein Giannozzo hat eine Reihe von Symposien organisiert, in denen bestimmte Aspekte des Arbeitsfeldes von Giannozzo theoretisch untersucht wurden.
Giannozzo ist in und zwischen den Bereichen Bildende Kunst, Musik und Wissenschaft tätig und kann folglich nicht auf einen festen Kanon von historisch entwickelten Kunstformen zurückgreifen. Gerade in diesem Bereich werfen die Arbeiten der Künstler oft die Fragen auf: 'Ist das noch Kunst bzw. Musik?' oder 'Ist das schon Kunst oder Musik?'
Die Symposien, mit denen versucht wurde, diese Zusammenhänge zu untersuchen, vereinten immer beides, die Präsentation von künstlerischen Werken und den Vortrag von philosophischen und naturwissenschaftlichen Refexionen zu demselben Themenkomplex.
Das Verhältnis von Kunst und Philosophie (Symposium Discretio in Helmstedt, 1988), der Begriff des Experimentellen (Symposium Gefährlich Leben in Potsdam, 1991) und das Phänomen der Rückkopplung (Symposium Feedback in Plasy, Tschechien, 1994) in Kunst und Wissenschaft waren die Themen der bisherigen Symposien.


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 GIANNOZZO Symposium Discretio
Giannozzo Symposium Discretio
Giannozzo Symposium Discretio, Helmstedt, Dezember 1988


Die Kunst ist eine Kunst der Unterscheidung: discretio. In einer Zeit, wo Spezialisierung und Absonderung in viele Teilgebiete einerseits und leichtfertiges Überschreiten von Grenzen, voreiliges Ganzheits- und Systemdenken andererseits unvermittelt aufeinanderstoßen, scheint es angebracht, die feinen Unterschiede nicht zu vernachlässigen. Discretio ist die Erkenntnis, daß Verbindungslinien Trennungsstriche und Trennungsstriche Verbindungslinien sind. Die Unterscheidung ist ein tieferes, differenzierteres Verständnis der Zugehörigkeit.
Dieser Gedanke soll Leitmotiv für ein Symposium sein, das der Kunstverein Giannozzo vom 2. bis 4. Dezember 1988 in Helmstedt veranstaltet, abseits von Berlin, aber nicht ohne Beziehung zur Kulturmetropole. Der thematische Schwerpunkt von Giannozzo liegt auf einem Feld, wo sich bildende Kunst, Musik und Wissenschaft treffen, auf dem Gebiet von Raum- und Klanginstallationen. Als Verein wiederum gehört Giannozzo zum Kulturbetrieb, in dessen ständiger Expansion die Unterschiede von Kunst, Kultur und gesellschaftlichem Ereignis unscharf werden.
Daraus ergeben sich für die Selbstverständigung von Giannozzo und für das Symposium drei Themenkreise: Berührungspunkte, Übergänge, Grenzen zwischen bildender Kunst und Musik, zwischen der Kunst allgemein und Wissenschaft und Philosophie und schließlich zwischen Kunst und Kultur. Wird die Kunst von der Kultur überwältigt, gibt es in der Tradition der modernen Kunst und Wissenschaft eine Alternative zur angebahnten Kontingenz-Kultur? - Die Kunst ist konzeptuell geworden, die philosophische Theorie ästhetisch. Treffen sie sich irgendwo oder verfehlen sie sich? - Klanginstallationen machen sich unabhängig vom Text einer Komposition. Die Musik wird das, was der Hörer an seinem jeweils verschiedenen Platz wahrnimmt. Ist die Musik der Klanginstallation damit zu einem selbstbezüglichen System geworden, das sich durch interne Beobachter (Hörer) selbst aufbaut?
Hannes Böhringer


Vorträge, Performances und Konzerte von

  • Walter Zimmermann - Frankfurt/M
  • Alvin Curran - Rom/Italien
  • Felix Hess - Groningen/Niederlande
  • Bernhard Lypp - München
  • Attila Kotanyi - Budapest/Ungarn
  • Peter Gente - Berlin
  • Frauke Tomczak - Düsseldorf
  • Ulrike Grossarth - Berlin
  • Henning Brandis - Berlin


 
 GIANNOZZO Symposium Gefährlich Leben
GIANNOZZO Symposium Gefährlich Leben
Giannozzo Symposium Gefährlich Leben, Potsdam, Juni 1991


Das Experiment ist ein Symbol der modernen Naturwissenschaft, ein Zeichen für Moderne und Wissenschaft zugleich. Experiment bedeutet Wagnis, sich dem Risiko der Erfahrung auszusetzen, deshalb ihre Kontrolle, modellhafte Vereinfachung und Variation im wissenschaftlichen Experiment. Der Mensch selber scheint ein Wesen riskierter und riskanter Erfahrungen zu sein, deshalb seine Versuche, sie durch Beobachtung und Selbstbeobachtung zu beherrschen, deshalb die Rationalisierung der Erfahrung zum Experiment. Erfahrung heißt: ständig neue Erfahrung, Neuzeit. Seit Beginn der Neuzeit beansprucht die Kunst einen der Wissenschaft gleichrangigen Rationalitätsstandard. So kann es schließlich zu einer Gleichsetzung von künstlerischer Avantgarde und experimenteller Kunst (experimentelle Lyrik, Experimentalfilm, experimentelle Malerei etc.) kommen. Die zu eng gefaßte Analogie von Kunst und Wissenschaft, der Verfall des Fortschrittsbegriffs und der Avantgarde-Metapher diskreditieren den Begriff des Experimentellen in der modernen Kunst. Er verschwindet. Oder hat er sich verändert?
Hannes Böhringer


Performances und Konzerte von

  • Christian Bertram - Berlin
  • Norbert Radermacher - Berlin
  • Eva-Maria Schön - Berlin
  • Terry Fox - Liège/Belgien
  • Hans-Jürgen Treder - Potsdam
  • Otto E. Rössler - Tübingen
  • Wolfgang Kos - Wien/Östereich
  • Heiko Idensen - Hildesheim
  • Michael Bock - Tuscon/USA
  • Alf Bold - Berlin
  • Robert Golub - Berlin
  • Pauline Oliveros - New York/USA


 
 GIANNOZZO Symposium Feedback
GIANNOZZO Symposium Feedback
Giannozzo Symposium Feedback, Plasy, Tschechien, August 1994


Die Zeit vergeht - unwiederbringlich. Nur deshalb sind Ereignisse einmalig. Die Umkehrbarkeit der Zeit, die Möglichkeit der Wiederholung würde sie entwerten. Und doch lieben wir die Wiederholungen, Feste, feste Brüche, Riten, Gewohnheiten: Proteste gegen die Vergänglichkeit, Haltepunkte im Fluß, Raststätten in der Flucht der Zeit. Der Reiz der Wiederholung liegt in ihrer Unmöglichkeit, in der Differenz, der Abweichung und Variation, in der Brechung der Wiederholung durch Reflexion und Wiedererinnerung, die den Zwang zur Wiederholung aufhebt.
Raststätten haben Tankstellen und Restaurants, Orte der Wiederherstellung und der Nahrungsaufnahme. Man könnte essen, wie man tankt: wenn es gerade nötig wird. Meistens aber hält man sich an die gewohnten Mahlzeiten. Auch wenn wir gern immer wieder das Gleiche essen, - was wir einmal verzehrt haben, ist für uns ungenießbar geworden. Babies probieren manchmal den Kurzschluß eines direkten Feedback. Kompostierung (Kompost - Kompott), das Recycling von Abfall, die Wiederaufbereitung von Müll sind größere Kreisläufe des Feedback. Im kulturellen Recycling spielt die Kunst eine wichtige Rolle, indem sie den Abfall von technischen Produkten, die überholten Theorien der Wissenschaften in das geistige Leben wiedereinschleust, ästhetisch rückkoppelt.
Immer geht es hierbei um Kreise, Kreisläufe und deren Schliessung zu Regelkreisen bis zu kybernetischen Systemen und deren Selbstreferentialität. Eingeschlossen in die innere Unendlichkeit des geschlossenen Kreises ist die Unvorhersehbarkeit des Feedback, sein Out of Control, der Zufall, Freiheit in der geschlossenen Anstalt. Die Söhne essen ihre Väter, wenn sie nicht vorher von diesen aufgegessen wurden: Feedback mythisch-psychoanalytisch. Die Natur wird artifiziell, die modernste Technologie biologisch: Feedback zwischen Kunst und Natur.
Hannes Böhringer


Performances und Konzerte von

  • Marie Kawazu - Paris/Frankreich
  • Rolf Langebartels - Berlin
  • Udo Idelberger - Kassel
  • Zdenek Neubauer - Prag/Tschechien
  • Tom Johnson - Paris/Frankreich
  • Wolfgang Ernst - Berlin
  • Benoit Maubrey - Baitz/Brandenburg
  • Attila Kotanyi - Budapest/Ungarn
  • Akio Suzuki - Tango/Japan

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